Was hier aussieht wie Mordor während des Dritten Zeitalters, ist tatsächlich die nordmongolische Kreisstadt Mörön. Bei diesem Namen mag der umlautunkundige Engländer schmunzeln, wir hingegen schauen mal, was denn so abgeht in der Provinz Chöwsgöl.
Dieses Satellitenfoto ist jedenfalls geeignet, mein Bild von der Mongolei gehörig auf den Kopf zu stellen: Endlose Steppen, dachte ich bisher, sparsam dahingetupfte Jurtenhäuflein, Nomadentum und grenzenlose Freiheit, das Marlboro Country des Ostens quasi. Hier jedoch: Eine Stadt mit "Jurtenvierteln", in denen sich tausende dieser Zelte auf umzäunten, ca. 30m² messenden Parzellen drängen. Das Ende jeder Ethnoromantik, meint man. Ob diese Verstädterung das Ergebnis eines gesteuerten Transformationsprozesses ist, ob es überhaupt eine Verstädterung gibt, ob es sich hier um eine bewusste Wahrung traditioneller Lebensweisen handelt oder ob diese Art des Wohnens eher der Not geschuldet ist – all das weiß ich nicht und auch das Internet liefert dazu durchaus widersprüchliche Informationen. Vielleicht hat unser kleines Weblog ja kundige Leser, die bei diesen Fragen weiterhelfen können.
Spannendes gibt es noch aus Möröns Umgebung zu berichten: Hirschsteine heißen die mit allerlei Abbildungen verzierten Megalithen aus der Bronzezeit, deren ursprünglicher Zweck noch ungeklärt ist. In der mongolischen Online-Fotocommunity agshin.mn (ja, sowas gibts!) findet man ein paar sehr schöne Bilder.
Nachzutragen bleibt: Es gibt Jahreszeiten, in denen die Stadt ein sehr viel freundlicheres Gesicht zeigt. Und auch der deutsche Nomade an sich braucht auf Jurten nicht zu verzichten.
eine tolle geschichte.