Alles klar, denken Sie jetzt sicher: Künstliche Insel mit riesigem Pool, das kann nur in einem dieser größenwahnsinnigen arabischen Emirate sein.
Leider falsch. Die Insel heißt IJsseloog, wurde tatsächlich künstlich angelegt, liegt aber in den Niederlanden, direkt hinter einem Mündungsarm des Rheins. Was aussieht wie ein Pool, ist eine Deponie für den kontaminierten Schlamm, den der Rhein über Jahre angespült hat und der hier dauerhaft gesammelt werden soll. 20 Millionen Kubikmeter passen da rein. Das ist vermutlich eine ganze Menge.
Es heißt, die Unterbringung des Drecks in derartigen subaquatischen Depots sei deutlich preiswerter als die Verwertung [*].
Es heißt, der Schlamm in diesem Becken sei derart von der Umgebung abgeschlossen, dass die eigentliche Insel für die Entwicklung von Freizeit- und Naturanlagen genutzt werden kann [*].
Meinen Sommerurlaub werde ich trotzdem anderswo verbringen.
Was hier aussieht wie Mordor während des Dritten Zeitalters, ist tatsächlich die nordmongolische Kreisstadt Mörön. Bei diesem Namen mag der umlautunkundige Engländer schmunzeln, wir hingegen schauen mal, was denn so abgeht in der Provinz Chöwsgöl.
Dieses Satellitenfoto ist jedenfalls geeignet, mein Bild von der Mongolei gehörig auf den Kopf zu stellen: Endlose Steppen, dachte ich bisher, sparsam dahingetupfte Jurtenhäuflein, Nomadentum und grenzenlose Freiheit, das Marlboro Country des Ostens quasi. Hier jedoch: Eine Stadt mit "Jurtenvierteln", in denen sich tausende dieser Zelte auf umzäunten, ca. 30m² messenden Parzellen drängen. Das Ende jeder Ethnoromantik, meint man. Ob diese Verstädterung das Ergebnis eines gesteuerten Transformationsprozesses ist, ob es überhaupt eine Verstädterung gibt, ob es sich hier um eine bewusste Wahrung traditioneller Lebensweisen handelt oder ob diese Art des Wohnens eher der Not geschuldet ist – all das weiß ich nicht und auch das Internet liefert dazu durchaus widersprüchliche Informationen. Vielleicht hat unser kleines Weblog ja kundige Leser, die bei diesen Fragen weiterhelfen können.
Spannendes gibt es noch aus Möröns Umgebung zu berichten: Hirschsteine heißen die mit allerlei Abbildungen verzierten Megalithen aus der Bronzezeit, deren ursprünglicher Zweck noch ungeklärt ist. In der mongolischen Online-Fotocommunity agshin.mn (ja, sowas gibts!) findet man ein paar sehr schöne Bilder.
Nachzutragen bleibt: Es gibt Jahreszeiten, in denen die Stadt ein sehr viel freundlicheres Gesicht zeigt. Und auch der deutsche Nomade an sich braucht auf Jurten nicht zu verzichten.
Manchmal hält ein Satellitenbild auch mehr Fragen als Antworten bereit. Bislang ungeklärt ist z.B. das Geheimnis um diesen süßen schwebenden Roboter, der offenbar gerade seinen Fisch Gassi führt.
Dieser Stausee in Suriname hat nicht nur eine äußerst interessante, fraktalesque Küstenlinie, die so manchen Fjord beschämt zurücklässt. Wirklich außergewöhnlich ist auch der Name des Gewässers (und ich fange hier mal eine neue Zeile an, der Wirkung wegen):
Prof.-Dr.-Ir.-W.-J.-van-Blommestein-See
heißt das Prachtstück, benannt nach einem niederländischen Wasserbau-Ingenieur. Der ortsansässige Volksmund, wohl eher dem Understatement zugeneigt und mit einem offensichtlichen Unwillen gegenüber solcherart verbal-kommunikativer Zeitverschwendung, nutzt derweil den Umstand, dass die Stadt Brokopondo gleich um die Ecke liegt und nennt den See schlicht Brokopondomeer. Ich kann das nachvollziehen, obgleich ich es bedaure.
(Bonus-Info: Van Blommestein hat einen erbitterten Feind in der deutschen Blogosphäre. Ich dachte, das sollten Sie wissen.)